Überlegungen zu Infrastruktur und Logistik für Zusatzbatterien
Voraussetzungen und Zielstellungen:
- Zusatzbatterien sind herstellerübergreifend genormt. Idealerweise gibt es nur einen Typ für alle batterieelektrischen PKW. Größere PKW könnten ggfs. mit mehreren Zusatzbatterien gleichzeitig ausgestattet werden.
- Zusatzbatterien dienen nur zur Reichweitenerhöhung bei längeren Fahrten und werden für den täglichen Bedarf nicht benötigt.
- Die Anzahl der Zusatzbatterien sollte für den durchschnittlichen Bedarf ausreichen. Vorhersehbare Verkehrsspitzen (z. B. zu Ferienbeginn) sollten durch logistische Maßnahmen abgesichert werden.
Grobe Abschätzung der erforderlichen Anzahl Zusatzbatterien:
Unter der Voraussetzung, dass die Autos mit fest eingebauten Batterien ausgerüstet sind, die für 95% der täglichen Fahrten ausreichen, müssen für durchschnittlich 5% der Autos Zusatzbatterien vorgehalten werden. Um eine ausreichende Reserve auch für Autos mit 2 Zusatzbatterien und für mögliche Unregelmäßigkeiten beim Bedarf vorzuhalten, soll hier der Einfachheit halber von 2 Zusatzbatterien je Auto ausgegangen werden. Zusatzbatterien werden immer nur für wenige Stunden benötigt (zum Zurücklegen einer Fahrstrecke und zum Umladen in die fest eingebaute Batterie). Deshalb kann man annehmen, dass eine Batterie 2mal am Tag ausgeliehen werden kann und dadurch dieser Zusatzbedarf abgedeckt werden kann. Somit wäre eine Anzahl Zusatzbatterien in Höhe von 5% der BEV ausreichend.
Man kann davon ausgehen, dass zukünftig ein konventionelles BEV mit einer fest eingebauten Batterie für eine Reichweite von ca. 500 km (entspricht etwa 75 kWh in der Kompaktklasse) ausgestattet sein wird. Im Vergleich dazu benötigt ein BEV mit 200 km Grundreichweite (30 kWh) und bedarfsweise genutzter Zusatzbatterie für 300 km Reichweite (45 kWh) über die gesamte Fahrzeugflotte betrachtet nur (30+0,05*45)/75 = 43% der Batteriekapazität!
Grobe Abschätzung der erforderlichen Anzahl Wechselstationen:
Unter der Annahme, dass eine (einspurige) Wechselstation ca. 20 Zusatzbatterien pro Stunde wechseln kann und der Bedarf sich über 10 Stunden pro Tag verteilt, kann eine Station ca. 200 Zusatzbatterien pro Tag wechseln. Wenn wie oben beschrieben 5% der Autos täglich mit max. 2 Zusatzbatterien versorgt werden müssen, ergibt sich ein Bedarf an Wechselstationen in Höhe von (0,05*2/200) = 0,05% der Anzahl Fahrzeuge. Jede Station müsste hierbei 100 Zusatzbatterien aufnehmen können (200 Batteriewechsel bei zweifacher Nutzung der Batterien pro Tag). Für das Laden der Batterien stehen unter o.g. Annahmen dann min. 5 h zur Verfügung, wodurch ein lebensdauerschonendes Laden möglich ist.
Wenn von den für 2030 angestrebten Zahlen anteilig 5 Mio BEV mit der vorgestellten Technik ausgestattet wären, ergäbe sich etwa ein Bedarf von 250.000 Zusatzbatterien in 2.500 Wechselstationen. Wenn man sinnvollerweise vorrangig die 360 Autobahntankstellen und 190 Autohöfe mit Batteriewechselstationen ausstatten würde, wären dafür an jeder dieser Tankstellen 4 bis 5 einspurige Stationen erforderlich.
Logistik:
Logistische Maßnahmen in Form von Transporten der Zusatzbatterien können erforderlich werden, wenn die Verteilung der Batterien auf die Wechselstationen nicht mehr dem Bedarf entspricht. Entsprechende Maßnahmen werden in geringerem Umfang immer notwendig sein. Um allerdings Schwerpunkte wie den Urlaubsverkehr zu Ferienbeginn abzusichern, werden zuvor größere Transporte von Batterien aus dem Zielgebiet oder einer zentralen Reserve in das Startgebiet erforderlich sein.
Der Transportaufwand wird durch die Energieeinsparung infolge des geringeren Gewichtes der BEV im Normalbetrieb ohne Zusatzbatterie mehr als ausgeglichen: Wenn man beispielsweise annimmt, dass für diesen Zweck durchschnittlich 20% der Wechselbatterien über 300 km transportiert werden müssen, ergibt sich bei einem Gewicht von ca. 320 kg für eine 45 kWh Batterie eine Transportleistung von (250.000*0,2*0,32*300) = 4,8 Mio Tonnenkilometer/Tag. Demgegenüber steht das reduzierte Gewicht von 95% der Autos, die ohne Zusatzbatterie unterwegs sind. Da über alle privaten PKW gemittelt eine tägliche Fahrstrecke von ca. 39 km/Tag anfällt, kann man für die 95% „Wenigfahrer“ von 20 km ausgehen. Demnach können (5.000.000*0,95*0,32*20) = 30,4 Mio Tonnenkilometer/Tag eingespart werden.
Um Engpässe und Suchverkehr zu vermeiden, kann auch ein online- Reservierungssystem sinnvoll sein, dass z.B. automatisch über den Bordcomputer und das Navigationssystem funktioniert. Bei Problemen mit der Batterieverfügbarkeit gibt es natürlich auch die Möglichkeit, die fest eingebaute Batterie an einer Ladesäule aufzuladen.